BLODVEGER – NS-Zwangsarbeit in Nord-Norwegen

Beate Niemann und Jovan Arsenić: Jugoslawische Zwangsarbeiter in Norwegen

Milan Koljanin: Die Deportation jugoslawischer Häftlinge in die NS-Lager in Norwegen


Beate Niemann

Jugoslawische Zwangsarbeiter in Norwegen

Der erste der vier Transporte von Häftlingen aus Jugoslawien nach Norwegen kam am 13. Juni 1942 an; der letzte am 11. April 1943. Nach Angaben von Ljubo Mlađenović in seinem Buch „Pod sifrom Viking“ wurden insgesamt 4.268 jugoslawische Häftlinge nach Norwegen deportiert. – 60% von ihnen haben dort ihr Leben verloren.

Der von Hitler eingesetzte Reichskommissar Terboven war verantwortlich für die wirtschaftliche Ausbeutung Norwegens zugunsten der deutschen Kriegswirtschaft. August Meyszner war Befehlshaber der Ordnungspolizei in Oslo, bis er im Januar 1942 nach Belgrad versetzt wurde, als Höherer SS- und Polizeiführer in Serbien. In Norwegen überzog die deutsche Besatzungsmacht das ganze Land mit Lagern für Zwangsarbeiter aus den deutsch besetzten Ländern Europas. Zuständig für Aufbau und Führung der SS-Lager in Nord-Norwegen wurde ab September 1942 Hans Loritz, als Inspekteur z.b.V. beim Höheren SS- und Polizeiführer Nord. Ab April 1942 wurden insgesamt 4.268 Häftlinge aus Serbien nach Norwegen gebracht, in die sog. Serbenlager Beisfjord, Botn, Karasjok, Korgen und Osen.

Bei den Häftlingen handelte es sich hauptsächlich um politische Gefangene, Partisanen, Widerstandskämpfer, Kommunisten, „politisch unerwünschte Elemente“. Einer Vereinbarung nach zwischen Terboven und Meyszner sollten 4.200 Gefangene aus Serbien geschickt werden.

Untereinander konkurrierten die unterschiedlichen deutschen Lagerleitungen. Die Lager unterstanden der Wehrmacht, der Organisation Todt und der Waffen-SS. Todt selbst starb im Februar 1942, sein Nachfolger wurde Rüstungsminister Albert Speer. Viele Baracken mussten erst gebaut werden, z.T. mit Hilfe norwegischer Kräfte. Die Schlüsselfunktionen in den SS-Lagern hatten aus Deutschland kommende SS- und NSDAP-Männer, die meist schon vor 1933 in die Partei eingetreten waren. In allen Lagern herrschte systematische Unterversorgung mit Nahrungsmitteln, es gab kaum oder kein Wasser, keine Hygiene oder ärztliche Versorgung, dafür Schwerstarbeit hauptsächlich im Straßen- und Eisenbahnbau. Misshandlungen und willkürliche Erschießungen.

Ein Massaker geschah in der Nacht zum 18. Juli 1942 in Beisfjord. Angeblich war in einer Baracke Typhus ausgebrochen. Gruppen von jeweils 20 Männern wurden aus der Baracke geführt und erschossen, aber es wurde auch in der Baracke geschossen. Wenig später wurde die Baracke angezündet, die daneben stehende brannte mit ab. 287 Gefangene aus Serbien wurden so ermordet. Dieses Verbrechen soll bei einem Besuch in Narvik/Bjørnfjell von Terboven persönlich angeordnet worden sein.

1943 wurden die SS-Lager von der Wehrmacht übernommen. Der Status der Gefangenen änderte sich. Aus „Häftlingen“ wurden „Kriegsgefangene“ nach der Genfer Konvention des Roten Kreuzes. An der Arbeitssituation änderte sich wenig, willkürliche Erschießungen wurden seltener. Ab Frühjahr 1944 konnten Briefe und Pakete über das Rote Kreuz von den Familien geschickt werden. In den letzten zwei Jahren starben 330 Gefangene im Gegensatz zu den 2.034 Toten während der Zeit der Bewachung durch die SS in den ersten neun Monaten.

Am 8. Mai 1945 war auch hier der Krieg zu Ende. Die Deutschen verschwanden allmählich, die „befreiten“ Gefangenen waren sich selbst überlassen. Die norwegische Bevölkerung half mit Lebensmitteln und Kleidung bis staatliche Hilfe kam und die Rückkehr in die zerstörte Heimat organisiert wurde.


Jovan Arsenić

Vier Zeitzeugnisse haben Eingang in BLODVEGER/KRVAVI PUTEVI gefunden:

Slavko Vukić aus Kikinda, der u.a. in den Lagern Beisfjord und Bjørnfjell interniert war, und wie er selber in seinem Buch „Sećanje iz Norveške“ schrieb, glücklicherweise jung war, 18, und dadurch genug Kraft hatte, die Tortur in beiden Lagern zu überleben. Im Lager Bjørnfjell musste Vukić zusehen, wie über 150 seiner Kameraden zum Erschießen in einen nahe gelegenen Wald geführt wurden. Er schrieb: „Als sie das Lager verließen, haben die Kameraden zusammen mit Rada das Lied gesungen: ‘Hej, cija frula ovim sorom svira.’ Ich habe geheult als ich das Lied gehört habe.“

Cveja Jovanović, geboren in Šimanovci, beschreibt in seinem Buch „Krvave Staze“ die Zustände im Lager Karasjok, ganz im Norden von Norwegen. Dort, wo die Temperaturen bis unter -45° fallen, mussten die jugoslawischen Häftlinge eine Straße bis zur finnischen Grenze bauen. Viele sind erfroren, viele wurden aber auch brutal getötet. Jovanović beschreibt es an einer Stelle in seinem Buch wie folgt: „SS-Männer töten wen und wie sie wollen, mit so einer Gleichgültigkeit, als wären wir Spatzen…“

Novak Todorović, wurde aus dem Lager Banjica in der Nähe von Belgrad nach Norwegen deportiert und kam in das Lager Korgen. Am 13. August 1942 erfuhr er von einem polnischen Häftling, dass er der nächste sei, der getötet werden würde und flüchtete im letzten Augenblick nach Schweden. Im Stockholmer Konsulat des Königreich Jugoslawien machte er am 26. August eine Aussage über seine Gefangenschaft. Im Dokument, das sich heute im Archiv Jugoslawiens befindet, schreibt Todorović: „Nach den Erschießungen wurden 20 von uns in den nahe gelegenen Wald geführt, um dort die Gräber für die Getöteten zu graben. Die Wächter sagten uns, ihr grabt eure Häuser gerade…“

Radovan P. Rajić ist mit einem der letzten Transporte nach Norwegen gekommen. Er hat in den Lagern Stenvik und Ørland ein Tagebuch geführt, das er unter dem Titel „Ropstvo u Norveškoj 1942-1945“ veröffentlichte. In seinem Tagebuch beschrieb Rajić sehr detailliert das Leben in den Lagern, das Essen, die Arbeit, das Verhalten der Wächter, aber auch das der norwegischen Bevölkerung, die er sehr positiv und hilfsbereit zeichnet. Nach der Befreiung wurde Rajić zum Präsidenten der Jugoslawisch–Norwegischen Gesellschaft.


Dr. Milan Koljanin, Institut für Zeitgeschichte Belgrad

Die Deportation jugoslawischer Häftlinge in die NS-Lager in Norwegen

Die Niederlage der Widerstandsbewegung in Serbien im November/Dezember 1941 erfolgte parallel mit den Veränderungen in der Politik des nationalsozialistischen Deutschlands und der Entscheidung für die Ausbeutung der Zwangsarbeiter. Die Ursache für diese Entscheidung war das wachsende Bedürfnis nach Arbeitskräften, die nach dem Scheitern des „Blitzkrieges“ im Osten Ende 1941 und den massiven menschlichen Verlusten im Krieg gegen die Sowjetunion sehr akut war. Dies führte zu Veränderungen der Unterdrückungsmaßnahmen der deutschen Besatzung gegenüber Widerstandskämpfern und der Bevölkerung in den besetzten Gebieten Serbiens. Aber es hatte auch Einfluss auf die Situation im Unabhängigen Staat Kroatien (USK).

Bis Ende März 1942 haben die höchsten Vertreter der Wehrmacht und der Polizei in Serbien die Politik der Rekrutierung von Zwangsarbeitern aus den Reihen gefangener Widerstandskämpfer in Serbien und anderen deutschen Militärgebieten der Region neu definiert. Es wurde beschlossen, sie als Zwangsarbeiter nach Norwegen zu deportieren – in Dokumenten bezeichnet als „Arbeitseinsatz Wiking“. Zu dieser Zeit wurde auch die Verteilung der Zuständigkeit zwischen dem militärischen und dem polizeilichen Faktor entschieden. Im Zuge der Militäroperationen gegen die Widerstandskämpfer haben Wehrmachtseinheiten sie sofort erschossen, und alle anderen gefangenen Widerstandskämpfer und verdächtige Kollaborateure haben sie gesammelt und an die Gestapo übergeben, bzw. an die Lager, die der Führung Meyszners unterstanden, abgegeben.

Währenddessen wurde zwischen dem Höheren SS- und Polizeiführer in Serbien August Meyszner und dem Reichskommissar für Norwegen, Josef Terboven, vereinbart, 4.200 Gefangene aus Serbien zur Zwangsarbeit nach Norwegen zu deportieren.
Da die Zahl der Gefangenen in Serbien, die in die norwegischen Lager geschickt werden sollten, noch lange nicht erreicht war, wandten sich deutsche Kommandeure einer viel „reicheren Quelle“ zu – den Konzentrationslagern des USK. In der zweiten Aprilhälfte 1942 hatten Meyszner und Eugen Kvaternik, Chef der Polizei, sowie die Nachrichten- und Sicherheitsdienste im USK eine Vereinbarung geschlossen, nach der die deutschen Besatzungsbehörden „politisch unerwünschte Elemente“ aus dem USK nehmen konnten, um sie zur Zwangsarbeit nach Norwegen zu deportieren.

Bis Anfang Mai 1942 wurden alle jüdischen Gefangenen im Belgrader Lager Semlin (KZ Sajmiste) getötet, und das Lager wurde in das Anhaltelager Semlin transformiert. Dieses Lager wurde zum wichtigsten Lager im Südosten Europas für die Internierung und Deportation von Zwangsarbeitern in NS-Konzentrations- und Arbeitslager im Dritten Reich und in den besetzten Ländern, darunter auch Norwegen. Während des 24. und 25. Aprils konzentrierte die SS insgesamt 1.711 Gefangene aus den Lagern in Banjica, Sabac, Nis und Smedervska Palanka, sowie aus einem Gefängnis im Groß Bečkerek (heute: Zrenjanin). Sie wurden mit Schiffen über die Donau nach Norwegen deportiert. Alle anderen Transporte von Gefangenen nach Norwegen folgten am 11., 26. und 29. Mai 1942, am 19. Oktober 1942, und am 19. Januar 1943: sie wurden aus dem Anhaltelager Semlin deportiert.

Neue große Gruppen von inhaftierten Widerstandskämpfern, die nach Norwegen deportiert werden sollten, kamen im Anhaltelager Semlin in der zweiten Julihälfte 1942 an.

In Westbosnien, in den Bergen von Kozara und Prosara, hatten Partisanen bis Ende Juli eine schwere Niederlage durch überlegene deutsche und kroatische Streitkräfte erlebt. Deutsche Kommandeure rechneten mit Gefangenen aus dieser Militäroperation als Zwangsarbeiter für Norwegen. Aber neben gefangenen Partisanen, Serben, Muslimen und Kroaten haben sie auch vor allem serbische Männer aus dem Gebiet der Militäroperation mitgenommen. Ihre Familien wurden zumeist in das Lager Jasenovac gebracht und dort getötet.

Trotz des großen Zustroms von Gefangenen war Meyszners Entscheidung, die Deportation der Gefangenen einzustellen, noch in Kraft, so dass sich im Anhaltelager Semlin rund 10.000 Gefangene befanden. Das größte Problem war die Ernährung der Häftlinge, für die die kroatische Regierung zuständig war, aber sie verzögerte die Erfüllung dieser Aufgabe. Verspätete und minimale Lieferungen waren bei weitem nicht ausreichend für die normale Ernährung von Tausenden von hungernden und kranken Gefangenen. Dies führte zu hoher Sterblichkeit der Häftlinge, die im August zu einem Massensterben führte. In das Sammellager der Organisation Todt, in der Nähe des Anhaltelagers Semlin, wurden die körperlich stärksten Häftlinge verlegt, um von dort nach Norwegen deportiert zu werden. Trotz etwas besserer Bedingungen in diesem Lager setzte sich das Massensterben fort. Nach dem Wechsel des Lagerkommandos von der SS zur Wehrmacht Ende September 1942 verbesserte sich die Situation für die Häftlinge, wodurch ihre Deportation nach Norwegen wieder aufgenommen werden konnte. Der erste Transport von 500 Häftlingen ging am 19. Oktober 1942 Richtung Norwegen. Der zweite folgte mit 380 Häftlingen am 19. Januar 1943.

Anfang April 1943 wurde eine Gruppe von gefangenen Partisanen und ihren Sympathisanten aus Slawonien, Srem, Ostbosnien und Kroatien aus dem Lager der Organisation Todt in Osijek (deutsch Esseg) Richtung Norwegen deportiert. Dies war der letzte Transport von Häftlingen aus dem Gebiet Jugoslawiens nach Norwegen.

Wenn es um die Gefangenen geht, die aus den deutschen Lagern und Gefängnissen in Serbien nach Norwegen deportiert wurden, sollte darauf hingewiesen werden, dass es sich in erster Linie um politische Gegner, gefangene Partisanen und ihre Helfer handelte. Nach Berechnungen von Ljubo Mlađenović, waren von 3.537 Gefangenen aus Serbien in Norwegen 3.280 (92,73 %) Partisanen und andere Mitglieder der Volksbefreiungsbewegung. Die übrigen waren Kriminelle (57 oder 1,61 %) und ein Rest von Gefangenen (200 oder 5,65 %), unter denen auch vier Mitglieder der polnischen Widerstandsbewegung waren.

Die meisten Gefangenen aus Serbien überlebten diese Internierung und wurden nach Norwegen deportiert. Von 3.537 kamen 2.287 (64,65 %) in Norwegen an, während die übrigen in unterwegs liegenden Lagern im Dritten Reich wegen Krankheit verblieben. Die meisten Deportierten aus dem USK wurden Opfer der Politik der Ausrottung der serbischen Bevölkerung. Zum großen Teil handelte es sich hier um alte Menschen und Jugendliche, wie die Struktur der Häftlinge zeigt, die an die deutsche Besatzungsmacht aus dem USK ausgeliefert wurden. Nach Berechnungen von Ljubo Mlađenović, waren von 2.376 Gefangenen aus dem Unabhängigen Staat Kroatien (Kroatien und Bosnien und Herzegowina) die nach Norwegen deportiert wurden, 893 von ihnen (37,58 %) Partisanen oder andere Mitglieder der Volksbefreiungs-bewegung, während 1483 (62,41 %) als Geiseln oder wegen ihrer serbischen Ethnie interniert waren. Der größte Teil der aus dem USK ausgelieferten Häftlinge wurde nicht einmal nach Norwegen deportiert, sondern kam im Anhaltelager oder im Sammellager der Organisation Todt ums Leben. Von den insgesamt 13.641 Häftlingen aus dem USK, die in das Anhaltelager Semlin, wegen der Bereitstellung zur Deportation nach Norwegen gefangen gehalten wurden, wurden nur 2.376 (17,42 %) tatsächlich deportiert und lediglich 1.981 Häftlinge kamen in Norwegen an, das sind 14,52 %.

Bei der Frage des Gebiets, aus dem die Häftlinge nach Norwegen deportiert wurden, und ihrer Herkunft sollte Folgendes angegeben werden. Von insgesamt 4.268 Häftlingen, die nach Norwegen kamen, stammten 2.287 oder 53,58 % von ihnen aus dem deutschen Besatzungsgebiet in Serbien, aus dem USK waren es 1.981 oder 46,41%. Fast alle Häftlinge aus Serbien waren Serben, genaue wie die meisten Häftlinge aus dem USK. Von den 1.981 in Norwegen angekommenen Häftlingen aus dem USK gab es 1.620 (81,78 %) Serben, 179 (9,03 %) Muslime, 165 (8,32 %) Kroaten und 17 (0,85%) andere.

Die NS-Politik, Zwangsarbeiter in Serbien und dem USK für Lager in Norwegen zu konzentrieren, wurde auf Kosten von vielen menschlichen Leben durchgeführt. Diese Politik überschnitt sich mit der Politik des USK, ihre militärischen und politischen Gegner zu zerstören und vor allem das Programm der Vernichtung des serbischen Volkes durchzuführen. Obwohl für die Häftlinge aus Serbien und vor allem aus dem USK ihre Deportation eine Rettung vor dem Tod bedeuten konnte, brachten die Bedingungen, unter denen sie vor der Deportation nach Norwegen interniert wurden, den meisten den Tod. Dies bezieht sich in erster Linie auf Gefangene aus dem USK, so dass nur ein Siebtel von denen, die deportiert wurden, in den Lagern in Norwegen ankamen. Auf die überlebenden Häftlinge warteten in Norwegen neue, große Verhängnisse.

Der erste Transport von Häftlingen aus Jugoslawien erreichte am 13. Juni 1942 Bergen, am 21. Juni kam ein neuer Transport in Trondheim an, am 22. Juni ein weiterer Transport in Narvik. Der letzte Transport kam am 11. April 1943 in Norwegen an. Bis zum März 1943 standen die Lager in Norwegen unter dem Kommando der SS und der Organisation Todt, bevor die Wehrmacht sie übernahm. Damit änderte sich auch der Status der Häftlinge, die seitdem als Kriegsgefangene behandelt wurden. Jugoslawen wurden in 30 Lagern von Nord- bis Südnorwegen interniert. Die Häftlinge führten extrem schwere und schwierige Arbeiten durch, die durch die klimatischen Bedingungen noch härter wurden, insbesondere in den Lagern in Nord-Norwegen.

Wie bei Internierungen in NS-Lagern in Serbien und während der Transporte nach Norwegen stellte sich heraus, dass für die Nationalsozialisten das Leben der Häftlinge trotz des großen Bedarfs an Arbeitskräften nichts wert war. Das Töten von Einzelpersonen und sogar das einer Gruppe von Häftlingen war fast alltäglich. Das größte Verbrechen geschah im Lager Beisfjord bei Narvik, als in der Nacht vom 17. auf den 18. Juli 1942, 287 Häftlinge unter dem Vorwand einer Typhus-Erkrankung hingerichtet wurden. Die überlebenden 588 Häftlinge wurden in das provisorische Lager Bjørnfjell gebracht, in dem innerhalb der nächsten fünf Wochen 242 Häftlinge getötet wurden. Dies bedeutet, dass während dieser vier Monate in diesen zwei Lagern von etwa 900 Häftlingen, 748 (83,11 %) getötet wurden oder starben. Die 152 Überlebenden wurden in die Lager Korgen und Osen gebracht, auch in Nord-Norwegen. Diese Lager hatten im Vergleich zu anderen Lagern sicherlich die höchste Opferzahl. Dennoch war das System in allen Lagern extrem grausam und demütigend. Sicherlich herrschten die schwierigsten Bedingungen in den Lagern in Nord-Norwegen, wo die größte Anzahl der jugoslawischen Häftlinge getötet wurde. Die Häftlinge in den Lagern Beisfjord, Korgen, Osen, Botn und Karasjok waren am stärksten betroffen. Von den 3.255 jugoslawischen Gefangenen in den Lagern im Norden Norwegens kamen 2.058 oder 63,22 % von ihnen ums Leben. Die Situation in den Lagern in Zentralnorwegen war wesentlich besser. Von den insgesamt 839 Häftlingen, die aus Jugoslawien eintrafen, kamen 281 oder 33, 5% in diesen Lagern ums Leben. In den Lagern in Süd-Norwegen war nur eine kleine Anzahl von Jugoslawen interniert. Sie waren auf dem Weg zu den Lagern in Nord- und Mittelnorwegen. Trotzdem wurden im Lager in Bergen 27 Gefangene ohne besonderen Grund erschossen. Von den insgesamt 4.268 jugoslawischen Häftlingen in Norwegen verloren nach Angaben von Ljubo Mlađenović, 2.386 oder 55,48 % ihr Leben. Hiermit nähert sich das Sterben der Jugoslawen in nationalsozialistischen Lagern in Norwegen prozentual der Todesrate der Gefangenen in großen NS-Konzentrationslagern wie Dachau oder Mauthausen.

Übersetzung: Jovan Arsenić